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Unterwegs in Weißensee



In den sitzungsfreien Wochen nehme ich mir gerne Zeit, tief in meinen Wahlkreis einzutauchen, um Bürger*innen, Unternehmer*innen und Initiativen vor Ort noch besser kennenzulernen. Am 26. Oktober war es wieder soweit - vier Einrichtungen in Weißensee haben mir ihre Türen geöffnet. Begleitet wurde ich von unserer aktuellen Praktikantin Stella und meiner neuen Mitarbeiterin im Wahlkreisbüro Kathleen, die ab sofort mein Team im Wahlkreis ergänzt und als Schwerpunkt Weißensee, Heinersdorf und Prenzlauer Berg Ost betreut.



Heinz-Brandt-Schule


Trotz Herbstferien haben uns Schulleiterin Miriam Pech und Elternsprecher David Kißling in der Heinz-Brandt-Schule in der Langhansstraße empfangen. An der integrierten Sekundarschule mit gymnasialer Oberstufe lernen aktuell über 440 Schüler*innen. Doch nach den Plänen der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familien und des Schulamt Pankow sollen es bald fast 600 werden. Dazu soll ein Modularer Ergänzungsbau (MEB) auf dem schon jetzt zu kleinen Schulhof errichtet werden. Dieser dient aktuell als Lern- und Lebensraum, Sportplatz, grünes Klassenzimmer, umfasst einen Schulgarten, einen selbstgebauten Pizza-Ofen und beherbergt mehrere 100-jährige Bäume. All das sowie das mehrfach prämierte Schulkonzept wäre mit dem MEB gefährdet. Besonders ärgerlich, stellen Pech und Kißling dar, sei die fehlende Beteiligung der Schule an der Planung und sogar die Aussagen zum Start der Baumaßnahmen schwankten, sodass man sich kaum auf die veränderten Bedingungen einstellen könne. Dabei ist der Bau auf dem Schulhof nicht alternativlos. Schule und Elternschaft sind sich der Notwendigkeit für weitere Schulplätze bewusst und haben viele innovative Vorschläge für eine Erweiterung, die nicht auf Kosten der Qualität der Angebote, also letztlich der Schülerinnen und Schüler, geht.




Paula Panke e.V.


Weiter ging es in dem nur wenige Meter entfernten Frauenladen Paula von Paula Panke e.V., wo wir mit Geschäftsführerin Kathrin Möller und Projektleiterin Christine Stenzel-Anhalt ins Gespräch kamen. Auch hier überschatten Unsicherheiten die immens wichtige soziale Arbeit. Neben zahlreichen feministischen Projekten und regelmäßigen Gruppen, die Gleichstellung fördern, gehören auch Zufluchtswohnungen für Frauen in Not zum Angebot des Vereins, der seit den 90ern in Pankow und seit 2005 in Weißensee ansässig ist. Doch zunehmend bindet bürokratischer Aufwand für Förderanträge die Arbeitskraft der engagierten Mitarbeiterinnen. Besonders prekär macht es der Haushaltsentwurf der neuen schwarz-roten Landesregierung, in dem der finanzielle Etat für „Frauenzentren mit besonderer Zielsetzung, Frauenverbände und Empowerment-Projekte“ deutlich gekürzt wurde und aus dem nicht hervorgeht, bei welchen Projekten der Rotstift angesetzt wurde. Es sei zu befürchten, so Kathrin Möller, dass die Bedeutung von soziokultureller Arbeit mit Frauen als Präventivmaßnahme zum Schutz vor Gewalt nicht anerkannt und gegen die Antigewaltarbeit ausgespielt werde. Doch in der Begegnung mit den Frauen zeige sich immer wieder, dass gerade niedrigschwellige Präventivarbeit Schutzplätze entlastet.


In Weißensee bietet Paula Panke den einzigen Ort, der exklusiv für Frauen ein Safe Space darstellt, in dem Begegnungen stattfinden und Unterstützung in Krisen geleistet wird, bevor es zu einer Eskalation kommt. In jüngster Zeit hat sich der Zulauf noch erhöht. Auf den spürbar höheren Druck durch Pandemie, Inflation und Kriegsfolgen reagierte Paula Panke mit einem mittlerweile sehr gut etablierten Begegnungscafé im Rahmen des Netzwerks der Wärme. Doch ohne gesicherte und angemessene finanzielle Förderung gehen die Bemühungen um Gleichstellung zulasten der Mitarbeiterinnen, was gerade in Zeiten akuten Arbeitskräftemangels nicht hinnehmbar ist und dem umfangreichen Angebot an Sensibilisierungs-, Bildungs-, Beratungs-, Empowerment- und Präventionsmaßnahmen in keinem Fall gerecht wird.




B-iced


Ein Lichtblick erwartete mich an dem eher trüben Herbsttag in der Gelateria B-iced. Geschäftsführerin Mariia Bilokon schilderte mir bei Kaffee und Kürbis-Apfel-Eis ihre seit 2021 andauernde Odyssee nach einem geeigneten Ladengeschäft, bis sie die richtigen Bedingungen schließlich in Weißensee fand - ganz zur Freude ihrer neuen Stammgäste aus der Nachbarschaft. Für die alteingesessenen Weißenseer schreibt sie allerdings auf die Angebotstafel extra noch dazu, dass der schicke „Americano“ eigentlich ein normaler Kaffee ist. So bringt die gebürtige Ukrainerin ein bisschen Prenzlauer-Berg-Flair in einen Teil Weißensees, der von vielen Ortsfremden noch unterschätzt wird, aber gerade für junge Menschen immer attraktiver wird. Für die Zukunft hat Mariia große Pläne: weitere Eisdielen in Berlin, einen mobilen Eisstand für den Sommer, einen Foodtruck oder die Erweiterung ihres Geschäfts zu B2B. Neben Speiseeis bietet sie auch andere Süßigkeiten und individualisierte Eistorten an. Besonders ist auch das Bücherregal mit ukrainischer Literatur im Verkaufsraum, das ein befreundeter Online-Buchhändler als Ausstellungsfläche nutzen darf. So fühlen sich auch Ukrainer*innen, die neu in Berlin ankommen, bei ihr wohl. Der einzige Mangel besteht an schattenspendendem Grün vor der Tür, um den Außensitz und die Eistheke vor zu großer Wärmeentwicklung im Sommer schützen. Wir haben gleich eine leere Baumscheibe entdeckt, die sich sehr gut für eine Neupflanzung anbieten würde. Eine leidvolle Erfahrung mit Neupflanzungen musste Mariia allerdings auch schon machen: Diebe stahlen Blumen aus ihren liebevoll angelegten Rabatten um die Terrasse.




1. FC Weißensee


Die letzte Station unserer Kiez-Tour führte uns ins Stadion an der Buschallee, wo die Mannschaften des 1. FC Weißensee trainieren. Im gemütlichen Vereinsheim wurden wir empfangen von Vizepräsident Karsten Freitag, Vizepräsident und Sportdirektor Brian Schmidt, Schatzmeister Martin Skupch und mehreren Trainern und Jugendtrainern. Der gut gelaunten Männerrunde merkte man ihre Leidenschaft für die ehrenamtlich geleisteten Tätigkeiten an, als sie von ihren Strukturen rund um die 500 Mitglieder berichteten. Doch gerade an motivierten Ehrenamtlern fehlt es schon seit längerem. Für die F-Jugend, Kinder des Jahrgangs 2015 und jünger betreffend, musste sogar ein Aufnahmestopp verhängt werden. Wer sich vorstellen kann, als Co-Trainer einzusteigen und zuverlässig ist, findet hier Daten zur Kontaktaufnahme.


Verbesserungspotential sehen die Herren auch in der Platzzuweisung. Durch die Benutzung des Naturrasenplatzes mit Stollenschuhen kommt es leider immer wieder zu Schäden, die den Betrieb behindern. Für Sportarten mit Stollenschuhen bietet das Stadion allerdings auch einen Kunstrasenplatz, der dafür bestens geeignet ist. Hier werde ich nachhaken, ob man durch sinnvolle Platzvergabe Abhilfe schaffen kann. Ebenfalls beschädigt wurden vier Kleinfeldtore, die bereits entfernt, aber noch nicht ersetzt wurden – auch das führt leider zu Engpässen und Trainingsausfall. Defekte als Folge unsachgemäßer Nutzung der Anlagen sind leider ein wiederkehrendes Thema im Verein. Durch das Stadiongelände führt ein Weg von der Hansastraße zum Faulen See, und dieser ist nicht durch einen Zaun vom Trainingsgelände getrennt, sodass Kinder und Jugendliche auch ohne Aufsicht auf den Flächen toben. Für dieses Dilemma braucht es eine schnelle Lösung, denn es kann nicht sein, dass regelmäßig Kosten durch vermeidbare Schäden von der Allgemeinheit getragen werden.



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